Besuch aus dem Reich der Mitte – Ausbildung der chinesischen Landwirte nach deutschem Vorbild

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Das duale Ausbildungssystem in der Landwirtschaft in Deutschland könnte zur Blaupause für die berufliche Ausbildung auch in China werden. Eine Delegation einer großen chinesischen Holding mit 7 landwirtschaftlichen Staatsfarmen hat jetzt die DEULA Westfalen-Lippe in Warendorf besucht, um sich vor Ort die überbetriebliche Ausbildung von Landwirten und Land- und Baumaschinenmechatronikern anzuschauen.

Auf einer dieser Farmen – der Huanghai Branch – unterstützt das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft einen „Deutsch-Chinesischen Ackerbau- und Landtechnik-Demonstrationspark“. Dort, in der Provinz Jiangsu, ca. 300 km nördlich von Shanghai, soll vor allem die nachhaltige Entwicklung der chinesischen Landwirtschaft durch Weiterbildungen und Demonstrationen im Bereich moderner, angepasster Pflanzenproduktion unterstützt werden. Die chinesische Seite ist sehr daran interessiert, im Rahmen dieses deutsch-chinesischen Projektes die duale Ausbildung und ein Ausbildungszentrum nachdeutschem Vorbild aufzubauen. Dazu müsste eine umfassendere Ausbildung in den Betrieben durch überbetriebliche Ausbildung wie in der DEULA und den Unterricht in einer Berufsschule ergänzt werden. Der Geschäftsführer der DEULA, Björn Plaas, gab den chinesischen Gästen daher einen Überblick darüber, was nötig ist, um ein Ausbildungszentrum vom Format eines DEULA-Bildungszentrums aufzubauen. Er machte der Delegation deutlich, was alles dazu gehört, ein solches Zentrum auch mit Leben zu füllen und zu erhalten. „Insbesondere die Qualifikation unserer DEULA-Lehrer, die Unterrichtskonzepte und unsere technische Ausstattung haben die chinesischen Gäste sehr beeindruckt“, so Björn Plaas. Jetzt wird von Seiten des deutschen Projektpartners des Bundesministeriums schon darüber nachgedacht,  DEULA-Experten nach China zu schicken!“ Vor Ort soll der Aufbau eines vergleichbaren überbetrieblichen Bildungszentrums mit dem Management der Staatsfarmen im Detail besprochen werden.
Der Fachbereichsleiter Landwirtschaft, Heinz Nordhues, führte gemeinsam mit Björn Plaas die Delegation über das weitläufige DEULA-Gelände. Deren besonderes Interesse lag dabei auf der Vermittlung von theoretischen Kenntnissen, z.B. im Bereich Betriebsorganisation und Management, sowie von praktischen Fertigkeiten für den sachgerechten Einsatz moderner Technologien und Verfahren im Pflanzenbau. „Die Chinesen gehen ganz gezielt daran, die Pflanzenproduktion mit modernen, nachhaltigen Produktions- und Managementmethoden zu erschließen. Dabei interessieren sich die Besucher insbesondere dafür, wie wir Ackerbau und Tierhaltung verzahnen und eine hohe Produktivität mit hohen Umweltstandards in Einklang bringen. Da hat die deutsche Landwirtschaft viel mehr zu bieten, als ihr hier in Deutschland zugetraut wird.“, so Nordhues.
Mit zum Programm der chinesischen Studienreise gehörte ein Besuch beim Landtechnik- und Lohnbetrieb Anton Teröde im benachbarten Milte. Betriebsinhaber Dieter Terörde erklärte den chinesischen Gästen, wie sein Betrieb organisiert ist und wie die Ausbildung zum Land- und Baumaschinenmechatroniker abläuft. Fragestellungen zur Maschinenauslastung, zu Einsatzstunden und Kosten der Lohnmaschinen wurden ebenso beantwortet wie die Fragen nach der technischen Ausstattung des Betriebes. Dieter Terörde stellte sich geduldig den durch eine Dolmetscherin übersetzten Fragen: „Jetzt ist gerade eine kleine Atempause während der Ernte. Da kann ich den Herrschaften auch mal ein paar Maschinen zeigen. Sonst sind ja alle im Einsatz. Und für mich ist das auch interessant zu hören, auf welche Punkte die Chinesen in meiner Branche Wert legen.“ Hier zeigte sich die neunköpfige Delegation besonders von der Ausstattung und der Größe der Reparaturwerkstatt mit ihrem gut bestückten Ersatzteillager beeindruckt.
Das Deutsch-Chinesische Kooperationsprojekt sieht vor, den Kontakt zur DEULA und ihren Partnern zu verstetigen. Ein deutscher Gegenbesuch ist schon in Planung.